Ein Bericht von Beate Sucher

Die Tür steht offen. Es ist Freitag, genauer gesagt, der erste Freitag im Monat. Wie immer steht in meinem Terminkalender: Krankenkommunion.

Auf dem Weg zu ersten Kranken fahre ich an einem Haus vorbei, in dem ich später auch eine Frau besuchen werde. Ihr Ehemann, ein rüstiger 85-Jähriger ist schon aktiv. Er fegt die Strasse. Und ich weiß, wenn ich dann nachher komme, steht die Haustür offen.

Er hat mir einmal erklärt: Wenn der "Herr" ins Haus kommt, dann muss es doch vor dem Haus sauber sein, und die offene Tür soll Jesus zeigen, "ER" wird erwartet, "ER" braucht nicht klingeln, nein Jesus soll eintreten ins Haus, er soll sich willkommen fühlen.

Ungewöhnlich? So große Sorgfalt und Symbolik erlebe ich selten. Dennoch ist es sichtbar ein wichtiger monatlicher Besuch für die meisten Kranken oder Alten: Viele ziehen, wenn sie das noch können, ein Sonntagskleid an, das Zimmer ist mit Blumen geschmückt, auf dem Tisch die gute weiße Decke, zum Teil handgestickt, Kerzen und Kreuz. Ich spüre, die Menschen erwarten Jesus Christus, sie warten auf meinen Besuch.

Die Kranken warten. Ja, die Kranken warten und freuen sich auf Jesus, der in der Form des Brotes zu ihnen gebracht wird. Bei meinem letzten Besuchen habe ich sie gefragt, was ihnen die Krankenkommunion bedeutet.

"Meine Krankheit lenkt mich so ab von Jesus und nimmt viel Raum in meinem Leben ein, die Krankenkommunion lenkt den Blick wieder auf das wirklich Wesentliche." "Ich kann nicht mehr in die Kirche, dort war ich früher jeden Sonntag, das ist jetzt nicht mehr möglich, die monatliche Kommunion hilft mir, etwas für den Kontakt und meine Beziehung zu Jesus zu tun." "Der Besuch und die Kommunion helfen mir, dass ich mich noch zur Pfarrei dazugehörig fühle, auch wenn ich nicht mehr in der Kirche mitfeiern kann." "Gottes Segen, Kraft und Hilfe wird spürbar." "Nach der Kommunion bin ich ruhiger, ich weiß, Jesus ist in mir, er hilft mir, meine Krankheit und immer größer werdende Unbeweglichkeit anzunehmen." "Es ist eine gute Ergänzung zur Fernsehmesse, die ich immer am Sonntag anschaue. Und einmal im Monat bringen Sie mir dann das, was mir in meinem Leben immer so wichtig war: Die Krankenkommunion."

Menschen treffen und betroffen sein. Dass die Kranken aus meinen Pfarrgemeinden sich über den Besuch und die Kommunion freuen, das wusste ich schon, dass ihnen dieser monatliche Tag jedoch so viel bedeutet, rührt mich an. Ja, es stimmt, der Kontakt zur Gemeinde wird gehalten. Wie oft fragen die Kranken oder älteren Menschen mich das, was in der Pfarrei gerade passiert:

Die Kirchenrenovierung, die Erst-
kommunionvorbereitung ...

Noch mehr rühren mich die Aussagen an, bei denen ich spüre, wie tief der Glaube und die Beziehung zu Jesus Christus sind. Wie wohl Jugendliche oder Frauen und Männer mittleren Alters meine Fragen nach der Bedeutung der Kommunion für ihr Leben beantworten würden?

Die Gestaltung der Krankenkommunion. Es ist eine kleine Feier, die ich mit den Kranken in möglichst vertrautem Ritus begehe. Das Kreuzzeichen zu Beginn, das Kyrie, die Vergebungsbitte, einige Gedanken dazu, Fürbitten, Vater unser, Agnus Dei, die Kommunion, etwas Stille, Schlussgebet und Segen.

Gerade Menschen, die etwas verwirrt sind, finden sich wieder in diesem Ritus, den sie jahrzehntelang gefeiert haben. Sie wissen die Antworten und freuen sich darüber.

Sicherlich gibt es viele Bücher, die zur Gestaltung der Krankenkommunion dienen. Ich benutze eine Reihe aus dem Lahn-Verlag, die nach Lesejahren geordnet, für jeden Sonntag im Kirchenjahr einen kompletten Wortgottesdienst beinhaltet.

Und die Gemeinde braucht die Kranken. Immer wieder erzählen mir diese Menschen, wie viel sie beten. Sie beten für die Pfarrgemeinde, für die Kinder und Jugendlichen, für die Kirche, für die ganze Welt. Wenn ich sie bitte, beten sie auch für die Anliegen, die ich mitbringe. Das ist ihr Dienst an uns. Sie beten für uns, deren Zeit fürs Gebet am Alltagstrubel oft zu kurz kommt. Ich bin froh um diesen Dienst, den sie für uns leisten.

Sie leben nicht allein. Manchmal sind die Kranken oder alten Menschen nicht mehr ansprechbar oder geistig verwirrt. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ihnen die Besuche gut tun. In diesen Häusern spreche ich gerne mit den Angehörigen und versuche ihnen Mut zu machen. Mut zur Pflege der Kranken, aber auch den Mut sich selber über allem nicht zu vergessen und kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn die Oma oder der Opa mal übers Wochenende in die Kurzzeitpflege oder in ein Pflegeheim gebracht werden. Bei einzelnen Besuchen ist das Gespräch mit den Angehörigen mindestens so wichtig wie der Kontakt mit den Kranken. Was die pflegenden Angehörigen täglich und nächtlich leisten, meist ohne irgendein Wort des Dankes vom Kranken selbst oder einem anderen Verwandten zu erhalten, ist eigentlich unbezahlbar und mit höchstem Respekt zu achten.

Die Menschen wahrnehmen: Konsequenzen für die Pastoral. Ich besuche unsere Kranken gerne. Es ist für mich ein schöner Dienst. Ich weiß, dass ich bei diesen Menschen wirklich herzlich willkommen bin. Ihnen ist dieser Besuch wichtig , weil sie etwas von der Kirche wollen, weil sie ihre Beziehung zu Jesus Christus pflegen möchten.

Darf die Krankenkommunion unter dem Blickwinkel dieser Gedanken dann ein Termin unter vielen im Kalender sein? Nur fünf Minuten Zeit pro Besuch? Vater unser beten, Kommunion geben und dann schnell weiter zum Nächsten? Etwas provokativ gesagt, nach dem Motto: Die verstehen das ja eh nicht mehr!?

In den Gesprächen bei meinen "Krankenkommunionen" wird mir immer mehr deutlich, das es so nicht sein kann. Natürlich ist auch mein Kalender voll. Aber bevor wir hauptamtlichen Mitarbeiter/innen, Priester und Diakone die Krankenkommunion nur als Termin sehen und abhaken, sollten wir uns Alternativen überlegen. In vielen Orten übernehmen Kommunionhelfer/innen die Aufgabe die Krankenkommunion zu den Menschen zu bringen. Wenn die Kranken dann ab und zu mal den Besuch vom Pfarrer wünschen, kann dies relativ leicht organisiert werden.

Wichtig ist das Bewusstsein, dass es um einen Dienst an Menschen geht, die meistens jahrelang unsere treuesten Kirchenbesucher/innen waren. Diese Menschen in ihrer jetzigen Situation wahr und ernst zu nehmen, sie in ihrer Krankheit und ihrem Glauben zu begleiten: Das ist Seelsorge!

Schließlich geht es bei der Krankenkommunion um den urchristlichen Auftrag Jesus Christus in der Form des Brotes zu denen zu bringen, die nicht mit der Gemeinde das Mahl halten können.

Für uns kommt der 1. Freitag recht schnell wieder. Was ist für uns schon ein Monat. Aber was sind vier Wochen für Menschen, die auf den Besuch und die Kommunion warten?

Das meiste dieser gesamten Erfahrungen und Überlegungen kann ich (Diakon Giselher Gabel) gut nachvollziehen aus eigenen Erfahrungen bei den Besuchen, wenn ich die Krankenkommunion bringen darf.

Und ich hoffe, dass alle, die diese Zeilen gelesen haben ermutigt worden sind, Menschen, die dies betrifft, diese gute Möglichkeit der Krankenkommunion zu eröffnen.

Rufen Sie uns an! Wir kommen gerne zu Ihnen!!!

Diakon Giselher Gabel

Gertrudenstrasse 4

46414 R H E D E

Fon: 02872/981023

Handy: 0151/62666620

Und so lasst uns beten:

Jesus, Du bist mir manchmal so fern – ich aber möchte Dich greifen.

Jesus, Du gabst uns Dein Wort, Du machst uns Mut.

Jesus, sprich nur ein Wort – und meine Seele wird wieder gesund.

Jesus, ich danke Dir, dass du da bist trotz meiner Ängste und Zweifel.

Jesus, ich danke Dir, dass Du mich liebst, Du, mein Herr und Gott. Amen.


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